bayerischer wald 

600 Jahre Gnadenbild in Neukirchen b.Hl.Blut

600 jahre Brunnen FotoGünther Bauernfeind   600 jahre Fahne FotoGüntherBauernfeind  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Am Samstag vor Martini 1419…“

Das Gnadenbild der Wallfahrt Neukirchen b. Hl. Blut, eine geschnitzte und gefasste Marienfigur, stammt nach der gängigen Legendenfassung aus Loučim/Lautschim in Böhmen, gut 20 Kilometer von Neukirchen entfernt. Das Jubiläumsdatum 1419 wird aus der Loučimer Legenden-Version abgeleitet. In einem „Notandum“ im „Liber memorabilium“ in Loučim/Lautschim ist unter 1772 eingetragen, dass das Neukirchener Gnadenbild früher in Loučim verehrt worden sei. Es stand in der Kirche von Loučim und sei während der Hussitenkriege entfernt und nach Neukirchen gebracht worden sein: „Frau Susanna Halada begab sich nun im Verein mit mehreren Personen auf die Suche, um einen geeigneten Platz zu finden. Sie suchten lange, bis sie auf bayerischem Boden eine alte hohle Linde entdeckten, die ihnen zu einem Versteck als geeignet erschien. Am Samstag vor Martini 1419 wurde vor der Mutter Gottes der letzte Gottesdienst gehalten.“


Mitte des 15. Jahrhunderts entdeckt ein Hussit diese Marienfigur in Neukirchen. Er wirft sie in den nahegelegenen Brunnen, sie kehrt jedoch auf ihren Platz zurück. Schließlich versucht der Hussit, die hölzerne Marienfigur mit seinem Säbel zu zerschlagen. Er spaltet das Haupt, aus der Wunde fließt Blut. Der Hussit will fliehen, das Pferd bewegt sich jedoch nicht von der Stelle; der Hussit wird bekehrt. Auch der „Übeltäter“ kam also aus Böhmen. Dass er ein Hussit gewesen sei, wird erst verspätet in die Legendentradierung aufgenommen. Nach einem Bericht von 1590 war es „ein gottloser Beheim“, 1611 „ain Böham, wellicher sich im Marckht bezecht hat“ . Roman Sigl bezeichnet ihn 1640 als „Kötzerische[n] gar vollgetrunckne[n] Böhamb“, und besonders ausdrucksstark wird er im Neukirchener Mirakelbuch von 1671 beschrieben: „ein gottloser Mensch, seiner Nation ein Böhamb, seines Irrthumbs ein Hussit, seiner Sitten ein Barbar und seiner Aigenschafften ein Bößwicht“. 1751 kommen Beruf und Herkunftsort hinzu: „ein gewisser Baurs-Mann, gebürtig in Böheim, aus der Pfarr Ransperg von dem Dorff Wottawa, seines Irr-Glaubens ein Ketzerischer Hußit“. Etwa ein Jahrhundert später ist die Rede vom „Dorfrichter“ in Wottawa. Die Verletzung durch den Säbelhieb und das Blutwunder in Neukirchen b. Hl. Blut wurden schnell bekannt und die Wallfahrt besaß von Beginn an große Anziehungskraft.

Die Ausstellung im Wallfahrtsmuseum präsentiert Fotografien mit verschiedenen Darstellungen des Gnadenbildes in der Wallfahrtskirche: das Original, bekleidet und bekrönt, Gemälde an der Orgelempore und an den Oratorien, Darstellungen auf Leinwandgemälden, auf Stuhltäfelchen und Votivkerzen. Aufgenommen wurden aber auch weitere Darstellungen im Umfeld der Kirche und im Ort, etwa als Wandgemälde, als Hausnischen- oder Brunnenfigur. Ausgestellt sind außerdem die Jubiläumsfahne von 1952 mit der aufgestickten Darstellung des Gnadenbildes, Skulpturen, Wallfahrtsmedaillen, Andachtsbildchen und Bücher. Eine Zusammenstellung verweist auf die vielen Gnadenbild-Darstellungen in der ständigen Ausstellung des Wallfahrtsmuseums. (Text: Günther Bauernfeind M.A.)

Ausstellungsdauer: 20. Juli bis 27. Oktober 2019.

Zu den Bildern:

Brunnen: Darstellung des Gnadenbildes auf dem Wallfahrerbrunnen am Marktplatz.

Fahne: Gestickte Darstellung des Gnadenbildes auf der Jubiläumsfahne von 1952.

Stuhltäfelchen: Darstellung des Gnadenbildes auf einem Stuhltäfelchen in der Wallfahrtskirche.