bayerischer wald 

Partnerschaftsvereinbarung Nyrsko - Neukirchen b.Hl.Blut

Milan Rubas und Josef BerlingerMit einem freundlichen „dobry vecer“ wünschte man sich zu Beginn der Feierstunde anlässlich der Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages zwischen Nyrsko (Neuern) und Neukirchen b. Hl. Blut im Rathaus einen guten Abend. Hausherr und Bürgermeister Josef Berlinger nahm die Begrüßung der geladenen Gäste vor und unterstrich den Umstand, dass dies die erste offizielle Gruppe sei, die diesen frisch renovierten Raum nutze und an dessen Neugestaltung seine Frau Gabriele maßgeblich beteiligt war.

Sein besonderer Willkommensgruß galt  seinem Bürgermeisterkollegen aus Nyrsko Miloslav Rubas mit Familie, dem Vizebürgermeister Petr Janovsky mit Frau, Landratstellvertreter Egid Hofmann mit seiner Gattin Rita, den Bürgermeisterstellvertretern Markus Müller und Ulrich Neumeyer, den Markträten, den Vertretern der beiden Feuerwehren aus Nyrsko und Neukirchen b. Hl. Blut, welche schon seit vielen Jahren die grenzüberschreitende Kooperation pflegen und Vera Schmidova, die als Dolmetscherin seit zwei Jahrzehnten wertvolle Dienste leistete. Dankesworte richtete der Rathauschef an Peter Staudacher für die Vorbereitungen zu diesem Treffen.

Seit über zwanzig Jahren  besteht ein kollegiales Verhältnis zwischen den umliegenden Kommunen beiderseits der Landesgrenze. Laut Bürgermeister Josef Berlinger soll dieser Partnerschaftsvertrag ein Dokument für die nächsten Generationen darstellen, wobei die Gemeinde lediglich dokumentiert, es aber an den Bürgern liege, dieses selber mit Leben zu erfüllen. Nach vielen Jahrzehnten der Teilung Europas sind die Grenzen zwischen den Nationen wieder für alle offen. Die Bürger der Tschechischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland haben entschieden, gemeinsam in Freundschaft zu leben und eine gemeinsame Zukunft zu schaffen. Ziel dieses Vertrages ist vor allem eine Tradition der Partnerschaftsbeziehungen anzubahnen sowie alle Gebiete der möglichen Zusammenarbeit – vor allem die gemeinsamen Veranstaltungen der Bürger, Vertreter der Selbstverwaltung, der Schulen und Interessenorganisationen – so zu fördern, dass die Bedingungen für ein vertieftes gegenseitiges Kennenlernen und eine Bereicherung durch Kultur-, Sport-, Gesellschafts- und anderen Traditionen geschaffen werden. Die Geschichte der beiden Nationen hat eine reiche gemeinsame Vergangenheit, die die Zugehörigkeit zu einem Europa zeigt. Dieser Partnerschaftsvertrag soll ein Grundstein der Freundschaft und ungebundenen Beziehungen werden, die es auszubauen und anschließend in der Zukunft zu bewahren gilt. Die Vertreter beider Partnergemeinden verlasen den Text der Urkunde in deutscher und tschechischer Sprache.

Bürgermeister Miloslav Rubas gab in seinem Grußwort zu verstehen, dass es angesichts der Historie von Nyrsko nicht einfach war, eine Freundschaft zu knüpfen, zumal bis 1945 fast 90 Prozent der Einwohner Deutsche waren, deren Partnerschaft nach dem zweiten Weltkrieg leider unterbrochen wurde. Da man mittlerweile wieder einen gemeinsamen Nenner fand, bezeichnete der Neuerner Bürgermeister diesen Abend mit der Partnerschaftsvereinbarung als etwas ganz Besonderes. Bürgermeister Josef Berlinger dankte seinem Kollegen für die ehrlichen Worte und versicherte, dass gegenseitiges Vertrauen das Wichtigste sei und jederzeit die Türen der beiden Gemeinden von Nyrsko und Neukirchen b. Hl. Blut offen stehen. Er wünschte für die Zukunft viel Glück, keine Katastrophen und alle anfallenden Schwierigkeiten gemeinsam zu meistern. Es ist gut, nicht zu euphorisch, sondern auch nachdenklich zu sein. Sein Vorgänger Egid Hofmann erkannte die Gelegenheit der Völkerverbindung von Anfang an und bereitete in kleinen Schritten die Zusammenarbeit vor.

„Nazdravi!“ (Prost!) – mit diesem Spruch hat Manches begonnen, so die einführenden Gedanken von Landratstellvertreter Egid Hofmann in seinem Grußwort. „Ich bin gerührt. Wer die Zeit gekannt hat und wer die Geschichte kennt, vielschichtig und mehrgleisig zu erzählen, der weiß was der heutige Moment darstellt. Die Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei waren Dinge, die in Europa nicht geschehen hätten dürfen. Es war tief beeindruckend, die Leute mit ihren Problemen kennengelernt zu haben. Es gab immer die Hoffnung, dass es eine Verbesserung geben konnte. Eine entscheidende Verbindung zwischen den beiden Ländern war das Gnadenbild, das aus Loucim stammt. Dieses großartige Bild stellt diesen Vorgang der Schändung dar und zeigt die Madonna mit dem Hussiten. Neben diesem religiösen Aspekt waren der Zugang und die Gelegenheit der böhmischen Pilger nach Neukirchen zu kommen, nicht mehr möglich. Es waren ein Stachel und ein Problempunkt. Man hoffte, es wird wieder anders, aber man glaubte nicht mehr daran.“ Aufgrund seiner diversen politischen Funktionen  versuchte Hofmann sinnvollerweise immer wieder Brücken zu bauen und Kontakte aufzunehmen. Der 1. November 1993 war ein ersehnter und bedeutender Tag. Nun konnte man über Rittsteig und die „böhmische Luft“ nach Neuern fahren. Nach seinem Dafürhalten sind diesbezügliche Verträge auf dem Papier überflüssig – eine Verbindung muss im Herzen bestehen. Wer die Vergangenheit kennt, der kann für die Zukunft arbeiten, so der Redner. Abschließend wurde der Partnerschaftsvertrag als Beweis des  Vertrauens von den Bürgermeistern Josef Berlinger und Miloslav Rubas unterzeichnet und besiegelt. Mit einem kalten Buffet unterstrich man die Gastfreundschaft der grenzüberschreitenden Beziehungen zwischen Nyrsko und Neukirchen b. Hl. Blut. Im Rahmen der sprachlichen Barrieren übten die Teilnehmer trotzdem rege Konversation und knüpften so manch neue Freundschaft.
(Pressebericht vom 12. Februar 2011)

Berlinger begrüßt böhmischen Gäste
Das Neukirchener Gemeindeoberhaut Berlinger Josef begrüßten die tschechische Delegation aus Nyrsko. Weitere Personen Egid und Rita Hofmann, Gabriele und Josef Berlinger sowie Uli Neumeyer – v.l.n.r) begrüßten die tschechische Delegation aus Nyrsko.

Bürgermeister Milan Rubas, Neuern
Bürgermeister Miloslav Rubas verkündete den Wortlaut der Urkunde in tschechischer Sprache.

Ehrenbürger Egid Hofmann
In kleinen Schritten verstärkte Egid Hofmann als Mann der ersten Stunde eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit.

Bürgermeister Josef Berlinger
Ein historischer Moment: Bürgermeister Josef Berlinger unterzeichnet die Partnerschaftsurkunde

Rubas unterzeichnet Vertrag
Miloslav Rubas bürgt ebenfalls mit seiner Unterschrift für eine partnerschaftliche Verbindung der beiden Gemeinden

Brückenbauer Hofmann mit Berlinger und Rubas
Landratstellvertreter Egid Hofmann flankiert von den beiden Bürgermeistern aus Nyrsko (rechts) und Neukirchen b. Hl. Blut

Vertreter der Feuerwehren
Vorzeigebeispiel: Die Feuerwehren Nyrsko und Neukirchen b.Hl.Blut mit Atzlern haben bereits eine langjährige Partnerschaft.

Gäste im neuen Trausaal
Festlicher Akt im Rathaus Neukirchen beim Heiligen Blut zur Partnerschaftsvereinbarung.

Pressebericht: H. Brandl, Fotos: P. Staudacher