bayerischer wald 

Aktion „Kámen“ – Falsche Grenzen, Ausstellung zu den Vorkommnissen am ehemaligen „Eisernen Vorhang“ (1948 – 1951)

Mit Akzent auf Errichtung der ersten fingierten Grenze nahe Eschlkam – Všeruby/Neumark,

in Kooperation mit der Gesellschaft zur Erforschung der Verbrechen des Kommunismus e. V.

14. Juni bis 27. August 2023

Die Aktion „Kámen“ war in der Zeit zu Beginn des Kalten Krieges eine Operation höchster Geheimhaltungsstufe. Lange Zeit war von diesem Kapitel Grenzgeschichte wenig bekannt. Eine engagierte tschechische Forscherin brachte die heimtückische geheimdienstliche Methode zum Thema „Fingierte Grenzen“ am „Eisernen Vorhang“ ins Licht der Öffentlichkeit.

Das Wallfahrtsmuseum Neukirchen b. Hl. Blut, nur wenige Kilometer von diesem historischen Geschehen entfernt, zeigt dazu eine Ausstellung in zwei Teilen:
Eine Lehrwanderausstellung nimmt Opfer und Täter dieser geheimsten Verbrechen der ehemaligen kommunistischen tschechoslowakischen Staatssicherheit in den Blick.
Eine Comic-Ausstellung veranschaulicht, besonders für junge Leute, die dramatischen Ereignisse, die sich vor mehr als 70 Jahren hierbei in der Grenzregion zugetragen haben.

Was geschah genau an einigen Abschnitten des „Eisernen Vorhangs“, der abgeriegelten Grenze zwischen den kommunistischen Ländern des Ostens und den demokratischen Ländern des Westens? Was hatte es mit der Aktion „Kámen“ auf sich?

Zwischen 1948 und 1951 hat der kommunistische Geheimdienst der ehemaligen Tschechoslowakei falsche Grenzstreifen in der Nähe der tatsächlichen bayerischen Grenze gesetzt. Vermeintliche Schleuser, die in Wirklichkeit zur Staatssicherheit gehörten, führten Tschechen und Slowaken, die in den Westen flüchten wollten, zu einer künstlichen Grenzstation. Dort wurden die Flüchtlinge von kommunistischen Agenten, die sich als Amerikaner ausgaben, nach Dissidenten und Oppositionellen ausgefragt. Die Opfer der Aktion, die geglaubt hatten, die tatsächliche Staatsgrenze überschritten zu haben, wurden dann mit belastenden Beweisen wegen des unerlaubten „Grenzübertritts“ verhaftet.

Die erste falsche Grenze wurde in Myslív/Schneiderhof bei Všeruby/Neumark (CZ) unweit der grenznahen bayerischen Orte Eschlkam und Neukirchen b. Hl. Blut errichtet. Weil der Trick dort so gut funktionierte, errichteten die totalitären Machthaber gleich mehrere falsche Grenzen. Vier Jahre lang arbeiteten sie mit diesem vorsätzlichen Täuschungsmanöver. Insgesamt fielen nach Schätzung mehrere hundert Opfer darauf herein. Die Akteure der Verbrechen blieben unbestraft.                                                                                                   

Die Ausstellungsmacherin, Václava Jandečková, Absolventin der Fakultät für Internationale Beziehungen an der Wirtschaftsuniversität Prag, ist unabhängige Forscherin. Sie hat sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt und wendet sich in vielfacher Weise an die Öffentlichkeit, mit Büchern und Vorträgen, Ausstellungen und Theater. Ihr Buch KÁMEN
(LIT Verlag 2023) über die Ereignisse nahe Eschlkam – Všeruby wurde sogar als Vorlage für das Musical „Kalte Freiheit. Spion zwischen den Grenzen“ (Luisenburg-Festspiele Wunsiedel) mit Premiere am 14. Juli 2023 verwendet. Jandečková ist Mitbegründerin der Gesellschaft zur Erforschung der Verbrechen des Kommunismus e. V. und Trägerin des Brückenbauer-Preises 2022 für ihren Einsatz zur Aufarbeitung des Eisernen Vorhangs und die Geschichtsvermittlung.

Im Wallfahrtsmuseum werden die deutschsprachigen Versionen der Ausstellungen präsentiert.